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Geschrieben von Sirius am 10.07.2004 um 00:23:

Text Beeinflussende Schriften

Geht Euch das auch manchmal so? Ihr lest ein Buch und mittendrin, trifft Euch ein Satz oder eine Passage wie die große Erkenntnis. Man weiß nicht wie oder warum, aber das ganze Buch kann uninteressant werden, aber dieser eine Satz beschäftigt und beeinflusst das Denken und Handeln.
Mir zumindest ging das so, bei der Lektüre von "Natan der Weise" von G.E.Lessing. OK, wir wurden zur Lektüre in der Schule gezwungen und ich hab´s über mich ergehen lassen; bis wir zur (vielgerühmten) "Ringparabel" kamen, die ich hier im Folgenden zitiere:

NATHAN. Vor grauen Jahren lebt´einmal ein Mann in Osten,
Der einen Ring von unschätzbarem Wert´
Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
Opal, der hundert schöne Farben spielte,
Und hatte die geheime Kraft, vor Gott
Und Menschen angenehm zu machen, wer
In dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
Dass ihn der Mann in Osten darum nie
Vom Finger ließ; und die Verfügung traf,
Auf ewig ihn bei seinem Hause zu
Erhalten? Nämlich so: Er ließ den Ring
Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
Und setzte fest, dass dieser wiederum
den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
Der ihm der liebste sei; und stets der Liebste,
Ohn Ansehn der Geburt, in Kraft allein
Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde.[...]

So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;
Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
Die alle drei er folglich gleich zu lieben
Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald
Der dritte, - sowie jeder sich mit ihm
Allein befand, und sein ergießend Herz
Die andern zwei nicht teilten, - würdiger
Des Ringes; den er denn auch einem jeden
Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen.
Das ging nun so, solang es ging. - Allein
Es kam zum Sterben, und der gute Vater
Kömmt in Verlegenheit. Es schmerzt ihn, zwei
Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort
Verlassen, so zu kränken. - Was zu tun? -
Er sendet ihn geheim zu einem Künstler,
Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
Zwei andere bestellt, und weder Kosten
Noch Mühen sparen heißt, sie jenem gleich,
Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt
Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,
Kann selbst der Vater seinen Musterring
Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft
Er seine Söhne, jeden insbesondre;
Gibt jedem insbesondre seinen Segen, -
Und seinen Ring, - und stirbt. - [...]

Denn was noch folgt, versteht sich ja von selbst. -
Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
Mit seinem Ring´, und jeder will der Fürst
Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,
Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
Erweislich; - (nach einer Pause, in welcher er des Sultans Antwort erwartet)
Fast so unerweislich, als
Uns itzt - der rechte Glaube.

SALADIN. Wie? das soll
Die Antwort sein auf meine Frage?...

NATHAN. Soll
Mich bloß entschuldigen, wenn ich die Ringe,
Mir nicht getrau zu unterscheiden, die
Der Vater in der Absicht machen ließ,
Damit sie nicht zu unterscheiden wären.

SALADIN.
Die Ringe! - Spiele nicht mit mir! - Ich dächte
Dass die Religionen, die ich dir
Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären.
Bis auf die Kleidung; bis auf Speis und Trank!

NATHAN. Und nur von Seiten ihrer Gründe nicht. -
Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte?
Geschrieben oder überliefert! - Und
Geschichte muss doch wohl allein auf Treu
Und Glauben angenommen werden? - Nicht? -
Nun wessen Treu und Glauben zieht man denn
Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen?
Doch deren Blut wir sind? doch deren, die
Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe
Gegeben? die und nie getäuscht, als wo
Getäuscht zu werden uns heilsamer war? -
Wie kann ich meinen Vätern weniger,
Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. -
Kann ich von dir verlangen, dass du deine
Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht
Zu widersprechen? Oder umgekehrt.
Das Nämliche gilt von den Christen. Nicht? -"

Falls Euch schonmal ähnliche Texte in die Hände gefallen sind, ist das hier der Ort sie zu posten, egal ob kurz oder lang, ernst oder witzig, neu oder alt... teilt mit und die "Weisheiten" die sie zu vermitteln haben.

Grüße vom "belesenen" Zunge raus

Sirius



Geschrieben von tenebra am 18.12.2004 um 23:00:

 

naja ich hätt da ein zitat großes Grinsen

Höflichkeit ist die sicherste Form der Verachtung.

ich mag es man kann jemand so richtig schön in den arsch treten, ohne das ers merkt man bekommt keinen ärger un dennoch hat man seine innere befriedigungTeufel



Geschrieben von Knolle am 19.12.2004 um 11:56:

 

naja, diese einzelnen zitate sind eh das beste von büchern... zumindest seh ich das so, was aber auch daran liegen kann, dass ich nie ganze bücher lese rolleyes


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