the Hellboard (http://old.the-hellboard.de/index.php)
- Diskussionen (http://old.the-hellboard.de/board.php?boardid=19)
-- Naturwissenschaften (http://old.the-hellboard.de/board.php?boardid=20)
--- Künstlicher Tod und Wiederbelebung (http://old.the-hellboard.de/thread.php?threadid=4483)


Geschrieben von Lestat am 07.11.2005 um 14:22:

 

ich bin weder verliebt noch vergeben, es geht vielmehr darum, dass ich wirklich an die liebe glaube. aufgrund meiner damaligen erfahrung kann ich das mit heutigem abstand nur noch bekräftigen.
zum anderen thema : ein bisschen aus sozialdarwinistischer sicht argumentiert, interessant aber für mich nicht zutreffend.
du kannst doch menschen ihre lebensansicht lassen, wenn sie zu fast nichts mehr fähig sind ... dann lass sie doch, wenn sie leben möchten, kannst du ihnen das nicht verübeln, für diesen überlebenswillen haben sie in meinen augen respekt verdient. na klar, ich verachte diese form des "lebens" auch, aber nur im bezug auf die möglichkeit bei mir ... ich wäre zu feige, diese schwierige aufgabe zu meistern, daher rührt meine verachtung für diesen zustand, wenn er bei mir eintreten würde. alt würde ich damit sicherlich nicht.
aber darum geht es gar nicht, es geht um grundsätzliche entscheidungen, soll ich weiterleben oder gehe ich den einfacheren weg und scheide aus dem leben?
und hey die leute aus dem altersheim (aus deinem bericht), wahrscheinlich im stadium der demenz, sind kein maßstab für generelle alte menschen, oder menschen die andersweitige probleme haben und deshalb nicht mehr in der lage sind, alleine zu leben.



Geschrieben von quigor am 07.11.2005 um 14:47:

 

Was den Hormoncocktail betrifft - schade!

Wie kann man einen Zustand bei sich selbst verachten, aber bei anderen respektieren? Ist das nicht ein bißchen doppelzüngig?

Und wieso glaubst Du, daß es schwieriger ist, weiterzuleben? Realiter mußt Du für einen ernstzunehmenden Suizid erst eine Entscheidung treffen und sie dann ohne Zaudern in die Tat umsetzen - sooo leicht ist das auch wieder nicht.
Um weiterzuleben brauchst Du dagegen nur einfach .. nichts zu tun und alles weiterhin über Dich ergehen zu lassen, was ist daran so schwierig?



Geschrieben von Lestat am 07.11.2005 um 15:20:

 

klar ist das doppelzüngig, aber ich bin auch ein feiger charakter, der oftmals lieber den einfacheren weg geht ...
der leichtere weg ist für mich suizid, klar impliziert das eine gefestigte entscheidung, aber dann ist es nur noch ein kleiner schritt und ein kurzes leiden.
das weiterleben in einem zustand , wie oeben beschrieben, halte ichi für eine längere, vor allem seelische qual, und somit stellt dies für mich einen weitaus schwierigeren weg dar.



Geschrieben von MoD3000 am 07.11.2005 um 15:52:

 

Unlaengst hat die Zeit einen Artikel zum Thema verfasst:
http://www.zeit.de/2005/44/Sterben_und_Tod

Sehr guter Stoff IMHO.

Zum Rest: ihr muesst es nicht akzeptieren aber verschiedene Menschen haben verschiedene Wertsysteme. Wem sein Leben Nr. 1 ist, der wird sich einen Scheiss um solche Aussagen scheren. Sterben ist eine Sache die jeder mit sich ausmachen sollte. Und nah am Ende wird der ganze Gesellschaftsmist eh nebensaechlich.



Geschrieben von quigor am 07.11.2005 um 16:26:

 

Der Artikel ist super, haargenau das ist die Realität.

Zwei der drei Kommentare sind das übliche verlogene Humanitätsgefasel. Aber die Verfasser haben ja gute Chancen, mal selber die Segnungen der Lebensverlängerung genießen zu dürfen, die sie jetzt so preisen.. viel Vergnügen!



Geschrieben von RexPaimon am 07.11.2005 um 20:11:

 

@quigor:
Das was Du hier schreibst finde ich durchaus stimmig und "eindrucksvoll"- im Sinne von der Realität entsprechend.
Was die Patientenverfügung betrifft; ich wollte die momentanen Regelungen nicht "lobend erwähnen", sondern einfach den theoretischen Aspekt der Patientenverfügung. Dass die derzeitigen Regelungen mehr als brüchig sind, ist wohl logisch und sollte jedem bewusst sein. Auch die rechtliche Frage, inwieweit sich der Arzt danach zu richten hat, ist mehr als ungeklärt und auch u.a. ärztlicher Willkür ausgesetzt.

Hm.. zum eigentlichem Thema. Selbstverständlich bin ich ein Mensch der sehr gerne lebt. Aber man sollte mehrere Dinge bedenken. Leben hat nicht nur etwas mit Quantität zu tun, sondern auch im wesentlichem mit Qualität. Wer nach ewigem Leben strebt, scheint entweder die Hoffnung zu haben, dass seine "schlimme Existenz" irgendwann noch besser wird, oder macht sich selbst vom Leben als verlängerbare, übergeordnete "Institution" abhängig, weil er damit verbundene Veränderungen scheut oder einfach Angst davor hat, nicht mehr zu bestehen.
Für mich ist ein qualitativ guter Moment unbezahlbarer als irgendein ewiges Leben und gleichsam wichtiger. Ich möchte nicht ewig Leben und will mir nicht beim eigenem Zerfall zuschauen müssen. Dass jemand, der sein Leben sowieso als vom "Leid" gefüllt bezeichnet, diese ganze Fledderei und medizinische "Lebenserhaltung" egal zu sein scheint, ist wohl nicht mehr sonderlich erwähnenswert. Es geht mir nicht um Ehre- aber wenn ich in den Spiegel blicke und nur noch eine von Leid zerfressene und vom Tode gezeichnete Zombiegestalt erblicke, dann ist der Tod für mich wesentlich "humanistischer" (um es mit dem Gutmenschen-Begriff zu sagen) als irgendeine künstliche Lebenserhaltung. Soviel zu meiner Position dazu.



Geschrieben von quigor am 08.11.2005 um 18:23:

 

Yep, ich glaube auch, daß die Triebfeder für all dieses "tapfere Ertragen" die Angst vor dem Tod, sowohl vor dem Sterben als auch vor dem Nicht-mehr-sein, ist, und nicht der Genuß am Leben. Und das ist einfach ein madiger Grund.

Und irgendwie ist es für mich schon auch "eine Frage der Ehre", von bestimmten Qualitätsvorstellungen nicht runterzusteigen - ich bin wild entschlossen, meine letzten Tage nicht damit zu verbringen, dement den Sabber über´s Kinn laufen zu lassen und in eine Windelhose zu scheißen!!!
Leben ist geil, yeah, aber nicht diese Vegetiererei.


Forensoftware: Burning Board 2.3.6, entwickelt von WoltLab GmbH