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--- NRWler wehrt euch gegen die Streichung bei Jugendarbeit (http://old.the-hellboard.de/thread.php?threadid=4926)


Geschrieben von Murkser am 09.03.2006 um 15:51:

  NRWler wehrt euch gegen die Streichung bei Jugendarbeit

Hallo,

mal ein Aufruf an die NRWler im Board hier. Da NRW ziemlich viele Stimmen beim schönsten Bundesland bekommen hat, vermute ich mal das viele aus NRW hier posten.

Mal kurz ein paar Infos:

Nach dem großen Erfolg der ersten Volksinitiative „Jugend braucht Zukunft“ (2004) mit über 175.000 Unterschriften verabschiedete der Landtag am 6. Oktober 2004 das Kinder- und Jugendförderungsgesetz. Darin ist geregelt, dass die Kinder- und Jugendarbeit in NRW ab dem 01.01.2006 mit 96 Mio. Euro des Landeshaushalts (das sind ca. 0,2%!) gefördert wird
...
Am 17. Januar hat die jetzige Landesregierung allerdings beschlossen, das Gesetz nun doch nicht wie geplant umzusetzen. Sie will vielmehr die gesetzlich zugesagte Summe um 21 Mio. Euro kürzen! Damit begeht die Landesregierung eindeutig Wortbruch und missachtet das Votum eines Großteils der Bevölkerung! Die neue Volksinitiative „Jugend braucht Vertrauen“ (2006) hat zum Ziel, dass die Kürzungsentscheidung rückgängig gemacht wird und die gesamte Summe für die Kinder- und Jugendarbeit bereitgestellt wird, so wie es im Gesetz steht.


Da könnt ihr euch engagieren - checkt mal http://www.volksinitiative-nrw.de



Geschrieben von Lord Braindead am 09.03.2006 um 16:14:

 

erm ja...

Welcher geniale Grund besteht denn für die Landesregierung diese sehr sinnvoll investierten Mittel zu kürzen?



Geschrieben von Sehtos am 09.03.2006 um 16:44:

 

Also ich bin strikt gegen Kinderarbeit... großes Grinsen

Nein, ernsthaft, es werden wohl drigend ein neuer Dienstwagen gebraucht oder es müssen einpaar unbeschädifte Straßen wieder repariert werden... alles wichtige Dinge. Augenzwinkern



Geschrieben von Murkser am 09.03.2006 um 18:14:

 

Zitat:
Original von Lord Braindead
erm ja...

Welcher geniale Grund besteht denn für die Landesregierung diese sehr sinnvoll investierten Mittel zu kürzen?


ich glaube die etwas knappe Haushaltslage - aber man sollte nicht an den falschen Stellen sparen, Österreich kann inzwischen ein Lied oder Psalm davon singen.



Geschrieben von Lord Braindead am 09.03.2006 um 19:49:

 

Es ist statistisch mehrfach belegt worden das Jugendliche die in Sportvereinen aktiv waren später weit seltener zu Drogenabhängigkeit, Alkoholmissbrauch sowie Gewalt- und Straftaten neigen. Ergo, mit dieser Kürzung züchtet man nur eine weitere Generation kleinkrimineller die den Staat viel mehr Geld kosten werden als das bisschen Jugendarbeit.

Und in ein paar Jahren flennt man dann wieder rum die Eltern und die Schulen würden versagen. Ein hoch auf unsere intellektuelle Elite in den Landtagen! rolleyes

Edit: Eine kleine Rechnung.

Nehmen wir an durch dieses mehr an Jugendarbeit wird der oben erwähnte Effekt erzielt und die Jugendkriminalität sinkt. Nehmen wir an 1000 Straftäter (von jährlich 62.282 Straffälliggewordenen zwischen 14 und 18 in NRW) mit einer Haftstrafe von 2 Jahren fallen weg. Ein Gefängnissinsasse kostet am Tag 200€. Macht Jährlich 73'000€ pro Insasse, 73'000'000€ für 1000 Insassen und schlappe 146'000'000€ für zwei Jahre. Noch fragen?



Geschrieben von MoD3000 am 09.03.2006 um 20:46:

 

Ja. Welcher Politiker hat einen Horizont von >2 Jahren?



Geschrieben von Lord Braindead am 09.03.2006 um 20:56:

 

Zitat:
Original von MoD3000
Ja. Welcher Politiker hat einen Horizont von >2 Jahren?


Wohl kaum einer sonst würde man nicht derartigen Bullshit entscheiden. Im Zweifelsfall wird das ganze auf die unterschiedlichen Ressourts Strafverfolgung - Soziales geschoben und das man das eine nicht mit dem anderen Aufwiegen kann aber hey es ist doch sowieso einfacher die Jugendlichen einzusperren als ihnen eine Perspektive zu geben.



Geschrieben von Kamy am 09.03.2006 um 21:43:

 

welcher politiker überdauert unbeschadet 2 jahre ist dann wohl eher die frage...ohne sich selbst irgend welches fremdes geld in die eigene tasche zu stecken.



Geschrieben von MoD3000 am 09.03.2006 um 22:13:

 

Naa, das wuerde ich so nicht sagen. Vorteilsnahme im Amt konnte man nur einem Bruchteil unserer Volkstribunen nachweisen. Die anderen waren zu clever Augenzwinkern



Geschrieben von Sehtos am 09.03.2006 um 22:28:

 

Zitat:
Original von MoD3000
Naa, das wuerde ich so nicht sagen. Vorteilsnahme im Amt konnte man nur einem Bruchteil unserer Volkstribunen nachweisen. Die anderen waren zu clever Augenzwinkern


Wieso würdest du es dann nicht sagen?
Für mich gilt in solchen Fällen immer ein altes Zitat aus einem Dirty Harry Film (frai aus der Erinnerung):
"Wenn ich einen Mann sehe, der eine Frau vergewaltigen will, erschieße ich ihn."
-"Und woran wollen sie das erkennen ohne Beweise?"
"Wenn er nackt, mit einem Ständer, hinter einer Frau her rennt - ist das Beweis genug."



Geschrieben von quigor am 09.03.2006 um 22:53:

  RE: NRWler wehrt euch gegen die Streichung bei Jugendarbeit

Zitat:
Original von Murkser
Am 17. Januar hat die jetzige Landesregierung allerdings beschlossen, das Gesetz nun doch nicht wie geplant umzusetzen. Sie will vielmehr die gesetzlich zugesagte Summe um 21 Mio. Euro kürzen!

Was war die Begründung der anderwärtigen Verwendung der zugesagten Ressourcen?
Weißt Du das?



Geschrieben von Murkser am 10.03.2006 um 15:14:

 

Nun ich denke, es liegt an der knappen Haushaltssituation. Dasteht kürzen und nicht anders verwenden - wird eingespart. Zumindest ist es das bei uns in Thüringen in den letzten 16 Jahren, um dort Jugendarbeit immer weiter zurück zu fahren.
- Streichung beim Schulessen, Schulbussen, Leihgebühren für Schulbücher
- Familienförderungsgesetz, KITA-Gebühren
- Schließung von Jugendclubs, Kürzung beim Jugendfördervereinen
- Kürzungen / Streichung von Zuschüssen für SOS-Kinderdörfer, psychologische Betreung, Kinderschutzbund, Pro-Familia, MOBIT usw.



Geschrieben von quigor am 10.03.2006 um 15:20:

 

Zitat:
Original von Murkser
Nun ich denke, es liegt an der knappen Haushaltssituation.

Betreffen die Streichungen alle Etats im gleichen prozentualen Ausmaß? Oder wird "gewertet"?



Geschrieben von Sehtos am 10.03.2006 um 15:33:

 

Ich bin gerade über etwas gestolpert; und zwar gehen pessimistische Schätzungen davon aus, daß wir - ohne Verbesserung des Bildungssystems - in etwa 10-20 Jahren keinen qualifizierten Nachwuchs mehr haben.
Mit "qualifiziertem Nachwuchs" meine ich hier den normalen Ausgebildeten. Natürlich bleibt uns die Elite der Studierten, aufgrund der Finanzen ihrer Eltern, weiterhin - natürlich stark reduziert - erhalten.
Die optimistischen Schätzungen gehen dabei noch von 30-40 Jahren aus, also auch nicht sehr viel "optimistischer".

In anbetracht dessen sieht es wirklich nach einer "nach uns die Sündflut" Denkweise aus, die ich stellenweise auch nachvollziehen kann.



Geschrieben von Murkser am 10.03.2006 um 19:52:

 

Zitat:
Original von quigor
Zitat:
Original von Murkser
Nun ich denke, es liegt an der knappen Haushaltssituation.

Betreffen die Streichungen alle Etats im gleichen prozentualen Ausmaß? Oder wird "gewertet"?


Ich kenne den Haushalt von NRW leider nicht (bin Thüringer / Neuberliner). Glaube ich aber nicht, da bestimmte Ausgaben Pflichtausgaben sind und nicht gekürzt werden können.



Geschrieben von quigor am 10.03.2006 um 20:04:

 

Sorry, ich dachte, es wäre Dein Bundesland, und Du würdest Dich in dieser Frage engagieren.
Dann wäre nämlich das erste, diese Relationen auszuheben und sie den Verantwortlichen um die Ohren zu knallen - kommt immer gut, klingt immer schlecht für den zuständigen Politfex. Sich überproportional oder gar spezifisch am Geld für die Jugend zu vergreifen, macht keinen schlanken Fuß, wenn der politische Gegner sein Objektiv auf diesen Knöchel richtet.



Geschrieben von Murkser am 10.03.2006 um 20:17:

 

Als ich noch in Thüringen gewohnt hab, hab ich da als Teil der Linken in unserem Jugendhilfeausschuss der Stadt immer gegen die CDU Front gemacht - aber als Opposition ist der Spielraum eng. Nun in Berlin muss man selbst gegen die Linken oft Front machen - der Haushalt hier ist einfach katastrophal und es gibt nur wenig Geld für die Jugend, was aber auch an der Misswirtschaft der Vorgänger (ua CDU) und derren Skandalen liegt.

Zu Sehtos - das ist sicher nichts neues - uns wird aber in den kommenden Jahren noch eine umfassende Reform bei den Ausbildungen ins Haus stehen. Es wird eine EU-Richtlinie entwickelt, die die bisherigen unternehmensfinanzierten Ausbildungsplätze abschaffen wird. Das ganze wird dann auch so eine Art Studium werden. Du brauchst dann für den Beruf den du ergreifen willst verschiedene Qualifikationen, die du dir in Form von selbst zu bezahlenden / finanzierten Studiengängen besorgen musst.

Bsp - Bürokaufmann:
- PC-Kenntnisse - Computerkurs 1/2 Jahr
- kaufmännische Grundlagen - vielleicht ne Art Handelsschule 1 Jahr
- Englischkenntnisse - 1/2 Jahr
insgesammt 3 Zertifikate und 2 Jahre Ausbildung - Kostenpunkt fraglich

Vorteile - du kannst verschiedene Zertifikate kombinieren und bist flexibler in der Berufswahl
- werden dann überall in der EU anerkannt
Nachteil - eventuell hohe Selbstkosten

Ich hab darüber leider noch keine konkreten Infos. Vielleicht weiß einer von euch noch mehr - könnte man ja n neuen Tread - europäische Ausbildungsreform - oder sowas - eröffnen



Geschrieben von Sehtos am 11.03.2006 um 05:11:

 

Zitat:
Original von Murkser
Zu Sehtos - das ist sicher nichts neues - uns wird aber in den kommenden Jahren noch eine umfassende Reform bei den Ausbildungen ins Haus stehen. Es wird eine EU-Richtlinie entwickelt, die die bisherigen unternehmensfinanzierten Ausbildungsplätze abschaffen wird. Das ganze wird dann auch so eine Art Studium werden. Du brauchst dann für den Beruf den du ergreifen willst verschiedene Qualifikationen, die du dir in Form von selbst zu bezahlenden / finanzierten Studiengängen besorgen musst.


Klingt schon sehr finster, vor allem in Kombination mit der Föderalismusreform. Da kann man wirklich einen Graus bekommen und nur froh sein, wenn man die Schule schon hinter sich gelassen hat.


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