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Geschrieben von Azhrarn am 05.12.2013 um 12:02:

  Geschmacksache: Perversion

Oha, da pack ich mal ein etwas heikleres Thema an Augenzwinkern . Ich setze aber voraus, dass wir alle (Foren-)regeltreue Gentleman sind und die Sache nicht zu explizit werden lassen ...
Was versteht Ihr eigentlich unter Perversion? Was haltet Ihr für noch vertretbar, und wo sollte man einen klaren Kreis ziehen? Die überwiegend vertretene Meinung ist es wohl, dass es nichts Abartiges oder Bedenkliches gäbe, solange jeder Beteiligte ein gutes Gefühl dabei hat und auf seine Kosten kommt, und dies nicht nur in sexueller Hinsicht. Dies impliziert, dass Perversion dort beginnt, wo jemand seine Bedürfnisse über die eines anderen stellt und konsequent durchsetzt, ohne Rücksicht auf die moralische, physische und psychische Unversehrtheit eines anderen. Satanisten, denen man ja gern vorwirft dass genau dies zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zähle sehen da die Sache ganz klar: Dein freier Wille endet dort, wo der eines anderen beginnt! Nun ja, wenigstens jene die ich selbst kenne ...
Vieles wurde zu dem Thema bereits gesagt, von der Weißlicht-Beter-und-Büsser-Fraktion, für die es bereits den Gipfel des Abartigen darstellt, sich selbst nicht ausschließlich in absoluter Dunkelheit zu waschen bis hin zu den Verfechtern der These, dass absolut jede Erfahrung für die persönliche Weiterentwicklung wertvoll wäre. Zwischen diesen beiden Extremen befindet sich eine gewaltige Grauzone, aus der sich jeder seine Lieblingsrosinen picken kann.
Um den Anfang zu machen: ich halte mich selbst für ein recht harmloses Bürschchen großes Grinsen . Klar lande ich beim Surfen hier oder da schon mal auf einer "gewissen" Seite (natürlich nur zu rein persönlichen Forschungszwecken *unschuldig pfeiff*), und klar kanns ganz lustig sein, nem wohlgebauten nackten Mädel beim Kacken zuzusehen, aber wenn Madame nach getaner Verrichtung Besteck herholt und sich ein Lätzchen umbindet bin ich ganz schnell wieder woanders; diesen kranken Müll muss ich mir nicht antun.



Geschrieben von Mea Culpa am 05.12.2013 um 20:32:

  RE: Geschmacksache: Perversion

Zitat:
Original von Azhrarn
Was versteht Ihr eigentlich unter Perversion? Was haltet Ihr für noch vertretbar, und wo sollte man einen klaren Kreis ziehen?


Für mich ist Perversion ein anderer Begriff für die Paraphilie, also von der Norm abweichendes Sexualverhalten, wobei die Norm erst einmal geklärt werden müsste da wir gemeinhin keinen unmittelbaren Einblick in die Sexualtätigkeit der Menschen um uns herum besitzen. Ein weiterer Begriff wäre der Fetischismus wobei sexuelles Interesse an ein Objekt gebunden ist oder im weiteren Sinne an eine bestimmte Tätigkeit geknüpft ist. Man muss aber auch unterscheiden zwischen dem Grad des Fetischismus. Der reine Fetischismus ist allein an das Objekt oder die Tätigkeit gebunden, gemeinhin spielt der Partner aber schon auch eine Rolle und ich würde zumeist von einer Vorliebe sprechen. Fast Alles aus dem Bereich der Paraphilie finde ich abstoßend oder verstörend.


Zitat:

Dein freier Wille endet dort, wo der eines anderen beginnt!


Problematisch wäre es beispielsweise im Bereich der Nekrophilie, da hierbei die sexuell anregende Person tot ist und ihren Willen nicht mehr kundgeben kann. Bei der Pädophilie sieht das Kind in einem Erwachsenen eine Vertrauensperson, die es anders wahrnimmt als seine gleichaltrigen Mitmenschen und bei der Zoophilie kann das Tier überhaupt keine Aussage fällen.
Der Hund oder die Katze empfindet nicht dasselbe wie der Mensch, es wird den Menschen nach seinen oder ihren Gesetzmäßigkeiten behandeln.



Geschrieben von Lord Syn am 06.12.2013 um 18:19:

 

Ich sehe den Begriff Perversion ähnlich, wobei ich ihn nicht bloß auf sexuelles begrenzen würde.

Im Grunde ist Perversion ja nichts weiteres, als das Überschreiten von Grenzen und natürlich ist es so, wie ihr schon sagtet: die Grenze muss erst mal von jemandem gezogen werden und wer zieht sie? Jeder einzelne von uns. Und dann gibt es noch den Konsens der Gesellschaft. Im alten Griechenland gab es ja noch die Lustknaben, an denen man sich verging und das war akzeptiert. Heute ist es ein Verbrechen und solche Leute werden gehasst. Wer früher nicht an Gott glaubte und dies offen sagte, durfte sehr bald die Freuden christlicher Nächstenliebe zu spüren bekommen (frei nach den Excrementory Grindfuckers: "Gott schenkt dir das Leben, und den Lebensmut. Und wenn du ihm nicht folgen willst, dann macht er dich kaputt!" großes Grinsen ).
Heute dürfen Bands ganz offen (pseudo)satanische Musik machen und es gibt sogar gut besuchte Festivals dazu.

Für mich gibt es keine echte Perversion. Es gibt nur Dinge, die ich gut finde, schlecht finde und ekelhaft finde. Vielleicht ist letzteres das, was ich als Pervers oder Perversion bezeichnen würde.

Und ja, das Internet ist schon ein prima Ort für Forschungszwecke. Den "Scheiß" muss man sich wirklich nicht reinziehen, aber als ich noch etwas jünger war als heute, habe ich mir alles mal angeguckt. großes Grinsen Bilder, die nie wieder ganz aus meinem Geist verschwinden werden. großes Grinsen



Geschrieben von Azhrarn am 06.12.2013 um 18:51:

 

Drum schrieb ich ja auch "Geschmacksache" in den Titel großes Grinsen . Gleiches gilt wohl auch für solche Wischiwaschibegriffe wie gut oder böse. Man mag es, oder eben nicht. Wer hält sich für befugt, hier für alle verbindlich zu urteilen?
Weiss nicht, wen ich mehr bedauern oder verabscheuen sollte; all die auf falschem Gleis fahrenden Typen oder diejenigen, die sich eine goldene Nase an ihnen verdienen wollen. Um Schmerzerotiker (oder Masochisten, Devotianten oder wie auch immer) ist mittlerweile eine wahre Industrie herum gewachsen. Ich denke mal, dass sich unter all den ach so strengen Erzieher/Innen kaum mal ein wirklich veranlagter Sadist befindet. Vielmehr wird da wohl lediglich ein bestehender Markt bedient, was all die angeblich dominanten BDSM - Studiobetreiber zu stinknormalen Prostituierten macht.
Wenn der Masochist bettelt: "Bitte, schlage mich!", dann ist die einzig angemessene Antwort des echten Sadisten ein klares, eindeutiges "Nein!"



Geschrieben von Lord Syn am 06.12.2013 um 21:58:

 

Meinst du? Es kommt wohl darauf an, auf was der Sadist steht, denn nicht jeder Sadist steht auf das selbe, so wie nicht jeder Masochist auf das selbe steht. Da gibt es ja so viele lustige Dinge in dem Bereich. Da sich ja beide Seiten davon sexuelle Erfüllung von versprechen, würde der Sadist in dem Fall wohl kaum die "Behandlung" verweigern.

Das ist sowieso eine interessante Frage. Ist Sadismus immer mit einer sexuellen Komponente versehen? Also das Ausüben von (vermeintlicher oder tatsächlicher) Macht?



Geschrieben von Azhrarn am 08.12.2013 um 10:20:

 

Ich denke schon, dass es einem wirklich Veranlagten um echte Unterdrückung und Unterwerfung geht. Wie findet er diese, wenn er sich zum Vollstrecker des Willens eines Anderen macht? Welche Macht übt ein dienendes Hündchen aus? Wer wäre dann der wirkliche Meister?
Aber letztendlich gibt es wohl keine zwischenmenschliche Regung, die von der elementarsten Basis her nicht kannibalistischer Natur wäre. Selbstlosigkeit ist ein hübscher Selbstbetrug, denn grundsätzlich tut man alles doch nur für sich selbst, egal ob man nun dabei seine generöse oder masochistische Ader bedient. Selbst Anlehnungsbedürfnis ist nichts anderes als ein getarnter Akt der Besitznahme.



Geschrieben von Lord Syn am 08.12.2013 um 18:37:

 

Interessante These, dass jemand, der denjenigen, der um Schläge bettelt, über einen Macht hat, wenn man dem nachgibt, auch wenn man selber gerne sowas macht. Ich sehe das nicht so, solange man es sowieso gerne gemacht hätte. Ich denke, hier können wir uns in fruchtlose Diskussionen verlieren.

Ich wage es und zitiere satanische Philosophie. Gut ist, was du willst, schlecht ist, was du nicht willst. Wenn du jemanden also wehtun willst und er will es auch, ist es gut für beide und du kannst es machen.

Zum Thema Selbstlosigkeit kann ich dir nur zustimmen. Ich habe in den letzen 13 Jahren viele Diskussionen geführt und alle haben mich am Ende verflucht, weil ich es gewagt habe, ihnen zu sagen, dass sie diese ganzen guten Christentaten doch nur für sich machen, weil sie 1) Gott gefallen wollen und 2) ein schlechtes Gewissen vermeiden wollen. Christenmenschen mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, dass ihre Guten Taten allesamt egoistisch sind. großes Grinsen

Darum immer nur Religionen nehmen, die einem sagen, dass man fressen, ficken und saufen darf, wenn man denn möchte, es aber nicht muss. Keine Gewissenskonflikte mehr. Satan sei Dank! Augenzwinkern



Geschrieben von Mormegil am 09.12.2013 um 16:56:

 

Zitat:
Original von Lord Syn
Ich habe in den letzen 13 Jahren viele Diskussionen geführt und alle haben mich am Ende verflucht, weil ich es gewagt habe, ihnen zu sagen, dass sie diese ganzen guten Christentaten doch nur für sich machen, weil sie 1) Gott gefallen wollen und 2) ein schlechtes Gewissen vermeiden wollen. Christenmenschen mögen es nicht, wenn man ihnen sagt, dass ihre Guten Taten allesamt egoistisch sind. großes Grinsen
Das interessiert mich. Sind nicht die Taten das, was wichtig ist, oder hat die Motivation für euch einen Effekt auf den Wert derselben?



Geschrieben von Azhrarn am 09.12.2013 um 18:30:

 

*huh?* hääää?
Taten sind halt Taten, nackte Fakten, objektiv betrachtet, und als solche völlig wertfrei.
Bewusste Wesen sind es, die ihnen einen Wert zusprechen, doch diesen kann man subjektiv so oder so beurteilen. Wie es so schön heißt: des einen Eule ist des anderen Nachtigall. So war die Kirche sicher überzeugt, mit der Verfolgung von Ketzern und Zauberern etwas Gutes zu tun, aber konnte vom Menschen auf dem Holzstoss wohl kaum Dankbarkeit erwarten großes Grinsen .



Geschrieben von Mormegil am 09.12.2013 um 20:28:

 

Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass die Motivation letztlich keine Rolle spielt (wobei es auch da sicherlich ausnahmen gibt). Vollbringt jemand eine gute Tat aus purer selbstlosigkeit, ist sie nicht besser als die gleiche Tat, die aus purem Eigennutz begangen wurde.

Ich finde, dass der automatische Verteidigungsmechanismus, wenn man berechtigterweise diesen Eigennutz unterstellt bekommt, unnötig und bezeichnend für die - m.E. fragwürdige - Moral unserer Gesellschaft ist.

Die Tatsache, dass alles, was wir tun, mit unserem eigenen Selbsterhaltungstrieb zusammenhängt, sollte mal in das öffentliche Bewusstsein geprügelt werden. Zu wenig Objektivität, zu wenig Relativierung.

Übrigens ist alles objektiv betrachtet wertfrei. Schließlich ist 'Wert' eine Erfindung des Menschen, der wiederum nicht dazu fähig ist wirklich objektiv zu sein.



Geschrieben von Lord Syn am 10.12.2013 um 23:12:

 

Zitat:
Original von Mormegil
Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass die Motivation letztlich keine Rolle spielt (wobei es auch da sicherlich ausnahmen gibt). Vollbringt jemand eine gute Tat aus purer selbstlosigkeit, ist sie nicht besser als die gleiche Tat, die aus purem Eigennutz begangen wurde.


Das würde ein Christ natürlich jetzt ganz anders sehen. Er würde dann die Gute Tat um der Nächstenliebe Willen tun und nicht, weil es am Ende eine (angebliche) Belohnung gibt (in dem Fall der Himmel und wer das als Belohnung ansieht, freut sich an Weihnachten auch über karierte Krawatten!)

Zitat:

Ich finde, dass der automatische Verteidigungsmechanismus, wenn man berechtigterweise diesen Eigennutz unterstellt bekommt, unnötig und bezeichnend für die - m.E. fragwürdige - Moral unserer Gesellschaft ist.


Ja ja, unsere super duper Kuschel- und Konsensgesellschaft, wo alle tolerant sein müssen. Uuuuaahhhhhhh! böse

Zitat:

Die Tatsache, dass alles, was wir tun, mit unserem eigenen Selbsterhaltungstrieb zusammenhängt, sollte mal in das öffentliche Bewusstsein geprügelt werden. Zu wenig Objektivität, zu wenig Relativierung.

Übrigens ist alles objektiv betrachtet wertfrei. Schließlich ist 'Wert' eine Erfindung des Menschen, der wiederum nicht dazu fähig ist wirklich objektiv zu sein.


Ja, ich bin deiner Meinung. Man sollte es vielleicht. Aber das wird so schnell nicht passieren.
Und ja, alles ist relativ! großes Grinsen



Geschrieben von Azhrarn am 10.12.2013 um 23:43:

 

Geben ohne Dank zu erwarten. Helfen bis zum Zusammenbruch. Gutes reden über Typen die das Klo runtergespült gehören.
Die Perversion der weißleuchtenden Gutmenschen ...



Geschrieben von Lord Syn am 11.12.2013 um 00:01:

 

Zitat:
Original von Azhrarn
Geben ohne Dank zu erwarten. Helfen bis zum Zusammenbruch. Gutes reden über Typen die das Klo runtergespült gehören.
Die Perversion der weißleuchtenden Gutmenschen ...


Ein Einwand, wenn du erlaubst.

Wenn wir ihnen Schmerzen geben, erwarten wir keinen Dank. Ihr Leid ist uns Lohn genug.
Wenn wir das bis zu ihren Zusammenbruch tun und loben, wie brav sie sich das Klo hinabspülen lassen haben.
Dann, und nur dann ist es keine Weißlichtperversion. großes Grinsen

... so viel Spaß muss sein.


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