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Murkser Murkser ist männlich
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Ich bin heute in der Zeitung auf einen recht umfangreichen Artikel über Hegel gestoßen, der ihn als einen für mich durchaus interessanten Philosophen beschrieb - Marx und Rosa Luxemburg haben mit seiner Dialektik gearbeitet Augenzwinkern

http://www.jungewelt.de/2006/09-13/001.php?sstr=hegel

Da wir ihn im Ethikunterricht nicht behandelt haben (dafür aber Kant XX ) und es vielleicht dem ein oder anderem von euch ähnlich geht, möchte ich ihn hier noch mal kurz vorstellen.

Zum Einstieg der übliche wiki-Link, der zeigt, dass man mit ihm noch mehr anfangen kann, als nur linke Propaganda zu betreiben großes Grinsen
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Wilhelm_Friedrich_Hegel

Hegel war ein idealistischer Philosoph, der das dialektische Denken in spekulative Höhen trieb und enzyklopädisch ausweitete. Sein System resultiert aus dem Grundsatz: "Das Wahre ist das Ganze." Dieses Wahre-Ganze realisiert sich in der Geschichte durch antithetische Teilwahrheiten, die sich in einer höheren Synthese zusammenfinden. Diese wird ihrerseits zur Antithese in einem neuen Gegensatz.

Der dialektische Grundgegensatz ist derjenige von Idee und Natur, welcher im Begriff des Geistes aufgehoben wird. Der Geist kommt in der Natur (seinem "Anderen") gestaltend zu sich selbst, zum Bewusstsein seiner eigenen Idee, indem er die Natur (durch Arbeit) wie sich selbst (in Staat, Kunst, Religion und Philosophie) nach der Idee formt bzw. bildet.

Unter dieser Perspektive entwickelte Hegel eine umfassende Geschichtsphilosophie von großer deutender Kraft. Er pflegte mit Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling und Friedrich Hölderlin, mit welchen er im Tübinger Stift Theologie studiert hatte, eine enge Freundschaft.

Hegels spekulatives, aufs "große Ganze" gerichtete Denken wird einerseits als Fortsetzung von, andererseits aber auch als deutlicher Gegensatz zu der Philosophie Immanuel Kants gesehen. Während Kant sich selbst eher in der Tradition der englischen Philosophie sah und noch klar dem Zeitalter der Aufklärung angehört, ist Hegel in die deutsche Klassik einzuordnen.

Die Werke Hegels wurden zum Ausgangspunkt für zahlreiche Strömungen im gesamten Bereich der Kultur, in Philosophie (Links-, Rechts-, Neo-Hegelianismus, Existenzialismus u.a.) wie Wissenschaftstheorie, aber auch in Kunst (z.B. Richard Wagner) und Kunsttheorie, Soziologie, Historie, Theologie, Politik (z.B. Marxismus) und Jurisprudenz, um nur einige zu nennen. Aufgrund der Methode Hegels, den Gegenstand dadurch zu begreifen, indem alle seine Ansichten zur Darstellung gebracht werden, ist es möglich, dass sich die gegensätzlichsten Standpunkte auf Hegel beriefen und berufen: "Faktisch schloß sich aber alles mögliche an Hegel und seine Dialektik an, der Literat, der Ästhet, der Nihilist."

Hegel interpretiert Dialektik auf eine neue Weise. Sie ist nun eine Bewegung, die sich über Widersprüche historisch konkretisiert. Das unterscheidet ihn deutlich von der Epoche der Aufklärung, dem 18. Jahrhundert, und damit auch von Immanuel Kant. Die Aufklärung war tendenziell ahistorisch und zielte auf eine reine Vernunft, eine reine Wahrheit als Fluchtpunkt und Maß alles Wirklichen. Für Hegel haben sich dagegen Vernunft, Wahrheit, Selbstbewusstsein erst in einem geschichtlichen Prozess zu realisieren. Dies geschehe in dem berühmten – allerdings von Hegel selbst nie mit diesen Begriffen bezeichneten – dialektischen Dreischritt: These – Antithese – Synthese. Alles, was ist, hat auch seinen Widerspruch; die „Wahrheit“ ist das Zusammentreten von Spruch und Widerspruch in der „höheren“ Vereinigung der Synthese, darin seien die Widersprüche „aufgehoben“. Aufhebung, wiederum ein zentraler Terminus bei Hegel, bedeutet eine Dreiheit, nach den lateinischen Wörtern negare (verneinen), elevare (emporheben) und conservare (bewahren).

Beispiele dafür:

1. aus Hegels Logik. Die Philosophie beginnt mit dem „Sein“. Das „Sein“ hat unmittelbar den Gegensatz des „Nichts“ an sich. Bei genauerer Analyse stellt Hegel aber fest, dass „Sein“ und „Nichts“ identisch sind. Die Synthese beider nennt er „Werden“, das ständige Übergehen beider ineinander. Das Werden ist eine neue These, die als Antithese das Dasein gebiert. Diese Dialektik ist der Motor des Systems, aus dem Hegel schließlich jede Realität, auch jede Gedankenrealität, entwickelt.

- erinnert an asiatische Gedanken - zb Buddhismus, oder?

2. Beispiel aus der „Phänomenologie des Geistes“ von 1807: Sinnliche Gewissheit – Wahrnehmung – Verstand. Hegel will das Werden des Geistes zu sich selbst begrifflich erfassen („auf den Begriff bringen“). Wieder ist die Frage nach dem Anfang äußerst wichtig. Die Sinnliche Gewissheit ist die reichste Form des Geistes, bei näherem Betrachten aber zugleich die ärmste, sie sieht alles, kann sich aber an nichts erinnern. Die Wahrnehmung steht dazu im Gegensatz, denn sie verfügt über Erinnerung, sie kann Zusammenhänge über die Zeit feststellen. Aber sie kann sich täuschen. Deshalb ist der Verstand die Synthese von Sinnlicher Gewissheit und Wahrnehmung.

- und im Buddhismus schärft man die sinnliche Gewissheit in der Meditation, damit man sie sich erhält und die Wahrnehmung nicht die Überhand gewinnt. So erhält man sich einen ausgeglichenen Verstand - na ihr wisst schon rolleyes

Das 3. Beispiel schließt sich hier direkt an und ist eines der sinnfälligsten und wirkungsmächtigsten Momente des Hegelschen Denkens, die Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft, die das Selbstbewusstsein erklärt. Zur These des Bewusstseins gesellt sich die Antithese eines anderen Bewusstseins. Beide binden sich aneinander, aber nicht friedlich, sondern in einem „Kampf“, in dem es um „Anerkennung“ geht. Die Synthese ist schließlich das Selbstbewusstsein, doch ist es in dem einen Fall selbständig, in dem anderen nicht, Herr und Knecht. Hegel greift hier – wie auch sonst oft – zu einer sehr drastischen Wortwahl, er schreibt von einem Kampf um Leben und Tod, der indes sinnlos wäre, wenn tatsächlich das stärkere Bewusstsein das schwächere umbrächte, denn damit wäre es mit der Anerkennung vorbei. Der Knecht erweist sich im weiteren Verlauf des Geschehens als das stärkere Prinzip, weil es an der Natur arbeitet. Indem er die Natur bearbeitet, wird er Herr über diese und damit gleichzeitig Herr über seine knechtische Natur, die sich in seiner Todesfurcht manifestiert. Wahre Freiheit kann er erlangen, wenn er diese Furcht überwindet und sich gegen seinen Herrn auflehnt.
Die Synthese dieser Dialektik ist nun die Freiheit. Marx leitet hieraus die Idee des Klassenkampfes ab. Axel Honneth entwickelte an dieses Kapitel anschließend in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts eine sozialphilosophische Theorie über soziale Konflikte.

- zum Schluss eben das besondere Schmankerl für mich Zunge raus das aber auch eine ausgiebige Erklärung für ein taoistisches Gesetz liefert.

Na vielleicht könnt ihr ja weitere Texte von Hegel nachliefern oder über obiges diskutieren.

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"Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
...
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oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
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Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Murkser: 13.09.2006 21:29.

13.09.2006 21:09 Murkser ist offline E-Mail an Murkser senden Homepage von Murkser Beiträge von Murkser suchen Nehmen Sie Murkser in Ihre Freundesliste auf
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so hier mal ein link zu einem Auszug aus der Phänomenologie des Geistes - letztes Kapitel

das Absolute Wissen

http://gutenberg.spiegel.de/hegel/phaenom/pha80001.htm

was meint ihr dazu?

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Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
17.09.2006 21:50 Murkser ist offline E-Mail an Murkser senden Homepage von Murkser Beiträge von Murkser suchen Nehmen Sie Murkser in Ihre Freundesliste auf
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