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Von erzieherischen Pflichten und deren subjektiver Wahrnehmung Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Ich halte fest, die menschheitsgeschichtliche Entwicklung schreitet in rasantem Tempo voran. Wenn ich mir überlege, meine Großeltern sind unter noch ganz anderen Umständen groß geworden, ohne vieles an zum Beispiel Erfindungen und aber auch zwischenmenschlichen Errungenschaften, die uns heutzutage mitunter selbstverständlich erscheinen. Und dann erst wiederum deren Eltern oder gar Großeltern, die eine Zeit erlebt haben, über welche bereits seit über einem halben Jahrhundert in Geschichtsbüchern geschrieben steht. Geht man noch ein, zwei Generationen zurück, befindet man sich in einer Epoche, die wir in ihrer Verschiedenheit von der unsrigen heute kaum noch zu fassen imstande sind. Dieses Gedankenspiel weiterführend, kommt man zu dem Ergebnis, dass, unter der Annahme, der Mensch würde durchschnittlich fünfzig Jahre alt, das Mittelalter erst zwanzig Menschenleben her ist; nämlich tausend Jahre. Uns trennen zwanzig Menschenleben vom Mittelalter. Diese Hürde dürfte doch wohl zu nehmen und somit Zeitreisen möglich sein! – –
Derlei Gedanken hing Daniel nach, während er sich auf den Unterricht vorbereitete, in dessen Rahmen Herr Profflovski sein angestammter Titel war, nämlich es handelte sich bei ihm um einen Lehrer, Geschichtslehrer. Die Kinder waren noch nicht da, was er gut fand. Es würde sich bei ihnen um eine Horde Sechstklässler handeln mit Flausen im Kopf, die da lauteten, das Unterrichtsgeschehen in wildes Aufbegehren umschlagen zu lassen. Daniel hatte sie laut Lehrplan vom Mittelalter in Kenntnis zu setzen. Jedoch schien es ihm ein Ding der schieren Unmöglichkeit, in Anbetracht der Tatsache, dass lediglich zwei der elfmal so vielen Schüler seinem Unterricht zu folgen pflegten. Dabei war Daniel das Mittelalter eins der liebsten Themen. Beinah hasste er die Kinder dafür, dass sie ihm das kaputt machten! Dieser aufkeimende Hasse hatte hinweg über die letzten Wochen sich in Daniel zu etwas zu verdichten geruht, dem er heute würde Ausdruck verleihen. –
Am Ende der gestrigen Stunde hatte er den Kindern zwei Lehrbuchseiten mit auf den Weg gegeben, die sie zu heute lesen sollten. Daniel wusste, dieser Hausaufgabe würde niemand Geringeres als: die zwei Schüler, die auch sonst immer am Unterricht sich beteiligten, nachgegangen sein. Der Rest hatte aller Erfahrung nach draußen mit Dreck gespielt. Die aufgegebenen zwei Lehrbuchseiten jedoch behandelten die mittelalterliche Verteidigungstaktik Teer, und zwar siedend den Angreifern aufs Haupt gekippt. Keiner von den unliebsamen Schülern würde darüber Bescheid wissen, wenn sie gleich alle samt urmenschlichen Gebärden kämen in den Raum geschneit. Hier setzte Daniels perfider Plan ein.
Auf der Tür stand ein Kessel siedenden Teers. Unbarmherzig würde er niedergehen auf die Köpfe der Kinder, sobald nur das Erste den Raum beträte. Keines wird wissen, wie ihm geschieht, vorfreute sich Daniel, ahnungslos werden sie in loser Reihenfolge in ihren jeweiligen Tod spazieren. Lediglich die zwei ihm sympathischen Schüler würden mit der Situation etwas anfangen können und sie zu meistern wissen.
Es klingelte zum Unterricht. Daniel hörte die Bande über den Flur stürmen. Nun lebten sie nicht mehr lang. Einer nach dem anderen hasteten die Sechstklässler ins Klassenzimmer, bis sie schließlich zu zwanzigt und verbrannt auf dem Fußboden zu liegen kamen. Zwischen ihren dampfenden Kadavern standen unter Zurschaustellung jeweils wohlweislicher Mimiken die zwei von Daniel auserkorenen Schüler. Der blubbernde Teer pfiff sein immerwährendes, altes Lied.
Mit der Ermordung seines beinahe gesamten Geschichtskurses hatte Daniel zunächst seine erzieherischen Pflichten vernachlässigt, jedoch nicht minder erfolgreich die Hürde der zwanzig uns vom Mittelalter trennenden Menschenleben genommen und würde nun Einzug nehmen in die faszinierende Welt der Ritter und Drachen! Er würde mit den zwei aufmerksamsten Sechstklässlern seines Lebens den wiederum anschaulichsten Unterrichts seines Lebens gestalten können. Er wusste gar nicht, was er ihnen zuerst am leibhaftigen Beispiel der historischen Epoche sollte erklären. Dieser vorfreudig erregten Ungewissheit jedoch enthob Daniel ein Drache, der ihn flammenden Atems in Brand setzte. Daraufhin ging er gerechtfertigterweise qualvoll zugrunde, in Anbetracht der durchaus bedenklichen Zahl ziviler Opfer, die sein perfider Plan zu fordern sich hatte erdreistet.

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11.02.2005 07:29 The Poop Rapist ist offline Beiträge von The Poop Rapist suchen Nehmen Sie The Poop Rapist in Ihre Freundesliste auf
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