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Der Zugführer wartete auf mein Zeichen zur Abfahrt und ich darauf, es ihm geben zu können. Doch noch war der Bahnsteig nicht leer. An einer der Türen stand breitbeinig ein junger Mann, ich schätzte sein Alter auf unter zwanzig Jahre, der nachlässig in ausgewaschene Jeans und eine schwarze Lederjacke gekleidet war. Er hinderte eine alte Frau am Aussteigen und schien nicht gewillt, beiseite zu treten. Die Alte quengelte bereits lauthals und beschimpfte ihn, jedoch schickte sich keiner der Fahrgäste an, ihr zu helfen. Um keine Verspätung zu riskieren, musste ich mich der Sache annehmen.
Ich trat also auf die Beiden zu und erkundigte mich in unverbindlichem Tonfall, wo denn das Problem liege. Da schaute mich der junge Mann fest an und versicherte: „Nirgends, Herr Schaffner. Ich wollte nur gerade der jungen Frau hier aus dem Zug helfen. Erlauben Sie.“ Und er half ihr auf den Bahnsteig. Die Alte war von dem plötzlichen Sinneswandel zu verwirrt, um ihn wie auch immer geartet quittieren zu können, und ging. Der vermeintliche Unruhestifter aber stieg nun seinerseits in den Wagon, und ich konnte mein Zeichen geben. Ich hatte mir sein Gesicht gemerkt. –
Nachdem der Zug an einigen weiteren Stationen Halt gemacht hatte und wieder genug Passagiere zugestiegen waren, machte ich mich daran, den Neuen ihre Fahrscheine zu kontrollieren. So schlenderte ich also mit meinem tragbaren Kartenleser durch die Abteile und entwertete munter Tickets. Schließlich war irgendwann ein junger Erwachsener in schwarzer Lederjacke an der Reihe, der unmöglich in seinem Sitz fläzte und die Füße auf dem Fensterbrett hatte; es war der von vorhin. Als er mich bemerkte, sah er mir in die Augen, ungefähr zwei Momente länger als nötig gewesen wäre, und nahm dann die Füße runter. Fragenden Blickes fixierte er mich weiterhin.
Wie der Junge mich jetzt so anschaute, meinte ich erkennen zu können, dass es sich bei ihm keineswegs um den notorischen Unruhestifter handeln musste, für den ich ihn zunächst gehalten hatte; er hatte intelligente Augen und machte auf mich einen sehr integeren Eindruck. Er schien wohl doch ein ganz vernünftiger junger Mann zu sein.
Plötzlich begann er etwas von Fahrscheinen zu reden, wollte von mir wissen, bis um wieviel Uhr am Vortag man dieses Ticket gelöst haben musste, damit es bis wann in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages noch Gütligkeit besaß, und ob jenes nur im Umkreis von fünfzig Kilometern gelte oder überall. Ich glaubte ihn zu durchschauen, nahm an, dass er vorsätzlich ohne Fahrkarte eingestiegen war, um nun mit seiner gespreizten Fragerei davon ablenken zu wollen, doch gab ihm die entsprechenden Auskünfte. Als der Junge sich dann für das Ticket seiner Wahl entschieden hatte, nannte er es mir und sah mich erwartungsvoll an. Ich erklärte ihm, dass er zum Lösen seiner Fahrkarte den Automaten im mittleren Wagon nutzen könne und müsse, und ging weiter. Mich hatte seine Scharade verärgert, vor allem, da ich ihn kurz zuvor noch für einen vernünftigen jungen Mann gehalten hatte. Ich würde seinen frisch gelösten Fahrschein dann auf meinem Rückweg durch die Abteile zu sehen verlangen. –
Ich brachte also meine kleine Tour hinter mich, ohne weitere Komplikationen, und kam schließlich wieder zu dem Sitz des Jungen, welcher sich bisher als so problematisch erwiesen und seine Füße wiederum auf dem Fensterbrett hatte. Er schaute gedankenverloren in die vorbeirauschende Landschaft und gab vor, mich noch nicht bemerkt zu haben. Ich räusperte mich, doch noch immer drehte er sich nicht um; ich erkannte, dass er Ohrstöpsel drin hatte. Also klopfte ich ihm auf die Schulter, und ohne sich erschreckt zu haben wandte der Junge langsam seinen Kopf in meine Richtug.
„Ach Sie sind’s, Herr Schaffner. Was gibt’s?“
„Fahrschein bitte“, entgegnete ich knapp.
Er sah mich an. „Sehen Sie“, sagte er, „mir war noch so gewesen, als ich den Walkman rausgekramt hab, dass ich irgendwas vergesse. Aber jetzt gleich geh ich zum Automaten im mittleren Wagon und hol mir mein Ticket.“
Der Junge begann also seinen Walkman abzusetzen und in den Rucksack, der auf dem Sitz neben ihm stand, zu packen, jedoch betont langsam, während er scheinbar darauf wartete, dass ich weiterging. Doch diesen Gefallen wollte ich ihm nicht tun. Ich wusste, was er vorhatte, und wurde wütend; er wollte warten, bis ich weg war, um dann wiederum keinen Fahrschein zu lösen. Offenbar hielt dieses Würstchen mich für blöd. Ich zwang mich zur Ruhe.
„So“, dehnte er seine Silben, „dann werd’ ich mal.“ Er hatte seinen Walkman fertig verstaut und gedachte sein Spielchen nun offenbar auf die Spitze zu treiben.
„Ganz recht“, knirschte ich, „und ich komm mit, dass Sie auch nichts falsch machen am Automaten. Mir scheint, es ist Ihnen bisher verwehrt geblieben, Erfahrungen damit zu sammeln.“ Ich packte den Jungen höflich, aber bestimmt am Ärmel und gedachte ihn nun in den mittleren Wagen zu führen.
Wieder fixierte er mich. Doch anstatt Unwillen, wie ich angesichts der Vereitelung seines Plans vorausgesetzt hätte, zeigte sich in seinem Gesicht etwas bösartig Schelmenhaftes, etwas, das ihn zum Überlegenen in dieser Situation machte. Ich wusste es nicht genauer zu definieren, er hatte in diesem Moment etwas geradezu Diabolisches an sich.
Der Moment verflog, er grinste mich einigermaßen gequält an und sagte: „Gehen wir.“
Wie ich den Burschen nun zum Fahrkartenautomaten schleifte, wurde mir wieder seine Dreistigkeit bewusst und die Dreistigkeit der Art, in der er mich übers Ohr hatte hauen wollen. Ich warf einen Seitenblick auf ihn, er pfiff gerade irgendeine Melodie, die schräger kaum hätte sein können, und schien sich nicht im Geringsten schuldig zu fühlen. Meine Wut auf diesen Strauchdieb wurde immer größer. Doch ich durfte mir keine weiteren Zwischenfälle erlauben. Meine Vorgesetzten würden auch nicht ewig so tun können, als wäre nichts. Wiederum zwang ich mich zur Ruhe. Dieser hier sollte mich nicht zur endgültigen Weißglut bringen.
Schließlich hatten wir den mittleren Wagon erreicht, ich dirigierte den jungen Mann zum Automaten und stellte mich prüfenden Blickes hinter ihn, die Arme verschränkt, während er seinen Fahrschein löste. Nachdem er das Ticket entnommen hatte, riss ich es ihm förmlich aus den Händen, rammte es geradezu in den Kartenleser und hielt es ihm wieder hin. Während er nun sein Portemonnaie hervorholte, um seinen bereits entwerteten Fahrschein darin aufzubewahren, musterte ich ihn abermals. Das dreckige Grinsen war noch immer nicht aus seinem Gesicht verschwunden. Endlich dann hatte er das Portemonnaie weggesteckt und machte sich wieder auf den Weg in sein Abteil.
Während ich dafür zu sorgen geruht hatte, dass der Junge seinen Fahrschein löste, waren einige neue Fahrgäste zugestiegen. Ich konnte mich also daran machen, sie zu kontrollieren, und fing sogleich im mittleren Wagen damit an; das würde mich zur Besinnung bringen, was auch nötig war. Wiederum gab es mit den übrigen Passagieren keinerlei Probleme. Nur dieser Strauchdieb von einem Jugendlichen sorgte heute für Ärger. Wenn ich nur an ihn dachte, begann mir bereits wieder das Blut zu kochen. Als einer der Fahrgäste, dessen Ticket ich gerade entgegennahm, mich besorgt auf meine hervortretende Halsschlagader ansprach, sah ich mit einem Mal eine Bierflasche am Fenster vorbeifliegen. Jemand musste sie aus dem fahrenden Zug geworfen haben. Ich wusste sofort bescheid.
Mit quergestellten Schulterblättern machte ich mich auf den Weg ins Abteil des Jungen. Ich fühlte mich immer ungehaltener. Er hatte den Bogen überspannt. Während ich entschlossen die Wagons durchschritt, wurde plötzlich eine Stimme immer lauter, die dort herzukommen schien, wohin ich unterwegs war. Und tatsächlich: Im nämlichen Abteil angekommen, stand dort ein dicker bärtiger Mann zwischen den Sitzreihen und redete aufgebracht auf den Strauchdieb ein. Dieser hatte sich eine Zigarette angesteckt. Ich drehte mich um und schaute zur Tür. Wir befanden uns in einem Nichtraucherabteil.
Eben darum schien es dem dicken Bärtigen zu gehen. Er hatte sich sichtlich ereifert und schien gar nicht mehr davon lassen zu können, sein Gegenüber zu beschimpfen. Jedoch traf sein lauthalser Protest nur auf dessen vorsätzlich taube Ohren. Betont lässig hing der Junge in seinem Sitz und paffte. Plötzlich dann, gerade als ich hatte einschreiten wollen, sprang er auf und dem Dicken unangekündigt an die Gurgel. „Halt’s Maul, Fettsack“, schrie er ihn an, während seine Hände den mächtigen Hals zu umfassen versuchten. Sofort stürzte ich mich dazwischen.
Ich trennte die Beiden voneinander, hielt den Jungen auf Abstand und erkundigte mich bei dem Dicken, ob alles in Ordnung sei. Der setzte sich erstmal hin, bejahte aber. Ich wandte mich an den Jungen.
„Spinnst du, Mann“, herrschte ich ihn an; es fiel mir immer schwerer, die Ruhe zu bewahren; „was gehst du ihm an die Gurgel?“
Der Junge schien wieder zur Besinnung gekommen zu sein; falls er sie überhaupt wirklich verloren hatte. Zwar ging sein Atem noch stoßweise, doch grinste er bereits wieder sein dreckiges, herausforderndes Grinsen. Er blies mir seinen Zigarettenrauch ins Gesicht.
„Tut mir leid, Sir“, sagte er. „Fette machen mich nun mal aggressiv.“ Da packte ich ihn. Meine Hände schossen vor, zerrten ihn am Aufschlag seiner Lederjacke zu mir ran – die Kippe fiel ihm dabei aus dem Mundwinkel – und wuchteten ihn in die Luft. Es kostete mich nicht allzuviel Anstrengung, ich war einen guten Kopf größer als dieser Hänfling und bin kräftig gebaut. Heftig atmend starrte ich den Jungen an. Seine Füße hingen mehrere Zentimeter über dem metallenen Boden des Wagons. Ich hatte die Beherrschung verloren.
Jedoch schien es ihn nicht im Mindesten einzuschüchtern. „Na, na, na, Herr Schaffner“, schüttelte er in gespielter Empörung den Kopf, „Sie werden mir doch wohl nichts tun wollen. Was das für Konsequenzen für Sie haben würde!“ Er drohte mir. Dieser dreckige Strauchdieb drohte mir. Da hatte ich ihn beim Kragen, in meinen Augen mussten vor Erregung alle Äderchen geplatzt sein, und diese Ratte brachte noch immer die Frechheit auf, sich über mich lustig zu machen. Und was noch schlimmer war: Der Junge schien bescheid zu wissen über mein damaliges – Versagen. Hatte er nicht gerade darauf angespielt, und auf die Konsequenzen, die es um ein Haar für mich gehabt hätte? Und jetzt drohte er mir. Oh, ich würde ihm zeigen, für wen es Konsequenzen haben würde, mich bis zur endgültigen Weißglut zu reizen. Ich wollte ihm das dreckige Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ich wollte Feuer speien. –
Ich riss den Jungen herum, zerrte ihn aus dem Abteil, hebelte die Zugtüre auf und hielt seine dumme Visage in den Fahrtwind. „Wie schmeckt dir das, du Hund?“ brüllte ich ihm ins Gesicht. „Lachst du jetzt immer noch?“ Nein, er lachte nicht mehr. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet, angsterfüllt starrte er mich an und war außerstande, etwas zu erwidern. Die überwältigende Genugtuung, den Jungen so zu sehen, ohne sein verfluchtes Grinsen, jagte mir Schauer über den Rücken. Ich triumphierte in meiner Rache. Und plötzlich waren die Stimmen wieder da.
Sie schrien wild durcheinander, versuchten sich gegenseitig zu übertönen. Ich konnte kaum Worte unterscheiden. Doch schließlich verstand ich, was sie mir sagen wollten; denn ich selbst hatte es bereits geahnt: Der Junge war nicht jener, welcher er vorgab zu sein.
Nur wenige Personen wussten über den Vorfall bescheid, der sich damals ereignet hatte. Kein dahergelaufener Strauchdieb konnte davon Kenntnis haben. Nein, dieser hier war nicht einfach irgendein Jugendlicher, der es auf ein bisschen Provokation angelegt hatte. Dieser hier war jemand, der allen Grund hatte, seinen persönlichen Rachefeldzug gegen mich zu führen. Es handelte sich um niemand Geringeren als den Teufel. –
Ich hatte ihm damals einen seiner Handlanger dahingerafft, der seinerzeit ebenfalls als jugendlicher Strauchdieb getarnt in meinem Zug mitgefahren war. Doch mich hatte er nicht täuschen können, und es war mir ihn zu töten gelungen. Es gab daraufhin einigen Ärger, weil an empfindlichen Stellen davon ausgegangen wurde, es hätte sich um einen echten Jungen gehandelt. Hässliche Szenen spielten sich ab. Schließlich aber gelang es meinen Arbeitgebern, denen der Arsch ebenfalls ordentlich auf Grundeis gegangen war durch die ganze Sache, alles zu unserer Zufriedenheit zu regeln, und meine Tat blieb zurecht ungesühnt. Nun also forderte der Meister Genugtuung.
Ich hatte seine Scharade durchschaut. Voll flammender Glut stierte ich ihn an, während sein Körper halb aus dem Zug hing. Tränen waren in die Augen des Jungen gestiegen, aber ich fiel nicht darauf rein. Ich wusste nun, wer er war, und würde kein Mitleid kennen. Kurzer Prozess musste gemacht werden. Kaum einen klaren Gedanken gelang es mir noch zu fassen, denn die Stimmen rissen nicht mehr ab. Doch als ich am Horizont einen rasch näherkommenden Zug erblickte, wusste ich, was zu tun war.
Eine Befürchtung durchfuhr mich, und ich blickte mich hektisch um. Doch niemand schien uns bemerkt zu haben. Der Dicke hatte sich ohnehin unlängst ein anderes Abteil zu suchen geruht, und außer ihm war niemand sonst in der Nähe gewesen. Nichts stand zwischen mir und meinem Plan.
Ich sah in Richtung des entgegenkommenden Zuges. Unaufhaltsam näherte er sich. Es musste ein Schnellzug sein, in enormer Geschwindigkeit legte er seine Strecke zurück. Ich bemerkte, dass sich im Schritt des Jungen ein Fleck ausgebreitet hatte: Er hatte sich eingepisst. Satan musste dies wohl für einen sehr cleveren Schachzug gehalten haben, doch mir konnte er nichts mehr vormachen. Nichts würde mich abbringen von der Erfüllung meiner fast heiligen Pflicht. Ein für alle Mal würde ich seinem Treiben ein Ende setzen. Ich kannte kein Mitleid für den Jungen.
Schließlich war der Schnellzug nah genug ran, dass man seine Fahrt nicht mehr rechtzeitig würde stoppen können. Mit kaum einer Kraftanstrengung wuchtete ich den widerstandslosen Körper des Jungen ein letztes Mal hoch und warf ihn auf die Schienen. Vom Fahrtwind erfasst segelte er durch die Luft. Ich konnte noch erkennen, dass er offenbar ohnmächtig geworden war. Doch selbst das half ihm jetzt nicht mehr. Sein Rücken schlug hart auf den Gleisen auf.
Für einen kurzen Moment sah ich den Körper des Jungen noch in widernatürlicher Verrenkung daliegen, als schließlich der andere Zug vorbeirauschte. Ich zog die Tür wieder zu, ging in das leere Abteil und schaute aus dem Fenster. Die Stelle, an der ich den Jungen auf die Strecke geschmissen hatte, befand sich bereits außerhalb meiner Sichtweite. Doch es war unvermeidlich gewesen, dass der Schnellzug ihn erfasste. Ich hatte triumphiert, die Schreie in meinem Kopf verstummten. Der Teufel war nachlässig geworden auf seine alten Tage.

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30.10.2005 17:58 The Poop Rapist ist offline Beiträge von The Poop Rapist suchen Nehmen Sie The Poop Rapist in Ihre Freundesliste auf
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Ich frage einfach mal an, da nicht jeder gerne über sein Werk irgendwelche Kritik bekommt, (auch wenn sie nur konstruktiv gemeint ist und ich es durchaus nicht schlecht finde- sonst würde ich nicht in Aussicht stellen, mir Zeit dazu zu nehmen); ist Kritik erwünscht?
16.11.2005 23:26 RexPaimon ist offline E-Mail an RexPaimon senden Beiträge von RexPaimon suchen Nehmen Sie RexPaimon in Ihre Freundesliste auf
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na klar, ich stell's ja rein für feedback. eh wurscht, how vernichtend

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16.11.2005 23:42 The Poop Rapist ist offline Beiträge von The Poop Rapist suchen Nehmen Sie The Poop Rapist in Ihre Freundesliste auf
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Nein, vernichtend ist es ganz gewiß nicht. Das ist niemals meine Absicht. Wenn ich mir Zeit nehme, etwas über eine Vorlage zu schreiben, dann kann ich ihr etwas abgewinnen oder mag den Stil desjenigen, der sie geschrieben hat und denke, dass man da etwas beitragen kann; auch wenn noch so gut gemeinte Kritik immer ein Stück weit als Vernichtung angesehen wird (was ich aus eigener Erfahrung sagen kann).
Erst einmal gefällt mir die Ausgangsposition der Story sehr gut. Sie zeigt als Erstes die Oberfläche, der schmale Grad menschlicher Belastbarkeit, mit dem Leute, die öffentlich tätig sind, zu kämpfen haben und auch die Psychopathologie des Alltagsleben. Nur erscheint die Entwicklung des Schaffners vom ruhigem, höflichem Mann sehr unglaubwürdig. Das liegt nicht an den Dialogen, sie sind durchaus passend und gut geschrieben. Es liegt am Stil. Ein Kerl, der sich ruhig und selbstdiszipliniert ausdrückt, der einen sehr höflichen Schreibstil besitzt, nimmt man den plötzlichen Sinneswandel nicht ab. Hier und da ein vollkommen unpassender Einschub des "kleinen Würstchens" als Beleidigung des ungebetenen Gastes, den der Leser mit der vorherigen ruhigen Erzählerstimme nicht in Einklang bringen kann. Und dann am Ende die ziemlich krasse Entwicklung, in welcher der Stil einfach nur noch wahnsinnig wirkt. Beide Stile sind sehr gut und machen die emotionale Situation sehr deutlich. Nur sind sie für den Leser nicht zusammenzubringen; es passt einfach nicht. Es wirkt, als würdest Du jemanden plötzlich einen Holzhammer auf den Kopf werfen. Klar, das ist realistisch. Der nette Kerl von nebenan wird in der nächsten Sekunde zu einem widerlichem, perfidem Sauhund. Aber die Welt der Prosa funktioniert manchmal anders; wenn ein Leser etwas nicht fassen kann, hält er es für unglaubwürdig. Bedauerlicherweise.
Was kann man also machen, um es glaubhafter erscheinen zu lassen? Nun, Du musst nicht gleich das ganze Rätsel lösen, sondern vielleicht einfach nur Gedankeneinwürfe bringen. Du sprachst von Stimmen, die er hört. Schön und gut, er hört Stimmen. Toll. Klasse. Nur warum zeigst Du mir, dem Leser, diese Stimmen nicht? Was denken diese Stimmen? Probiere es (nur ein kleiner Tipp; eine Lösung unter vielen; ich denke, Du bist sehr kreativ Dir eine eigene auszudenken, das ist nur meine schlichte bescheidene Methode) einfach mal so; laß die Stimmen von Anfang an sprechen, ohne dem Leser gleich zu sagen, dass es Stimmen sind. Baue von Anfang an kursive Texte ein, die eine ganz extreme Ansicht widerspiegeln (ähnlich der Entwicklung des Schaffners am Ende). Das stiftet Verwirrung. Man fragt sich beim Lesen: "Woher kommt dieser Einwurf?" "Was will der Einwurf?" "Sind es Gedanken des Schaffners?". Bis schließlich am Ende die Auflösung kommt; ganz klar, es sind die Stimmen, die der Schaffner hört. Natürlich- er hat schon mal eine ähnliche Erfahrung gemacht, die sich in diesen Stimmen widerspiegelt.
Wenn Du diese kleine Methode beherzigst, wirkt Dein Text um Längen glaubwürdiger. Jeder nimmt Dir die "dunkle Seite" des Schaffners am Ende ab und es wirkt nicht allzu überrissen. Eine Geschichte ist immer auch eine Entwicklung, wohin sich die jeweilige Figur bewegt. In diesem Falle bist Du zu schnell vorgegangen und von A nach Z gereist und genau das wirkt eher unrealistisch und abschreckend. Aber keine Sorge, es ist nichts Gravierendes, das man nicht beheben könnte.

Hier noch einige wenige Korrekturen;

„Nirgends, Herr Schaffner. Ich wollte nur gerade der jungen Frau hier aus dem Zug helfen. Erlauben Sie.“

[Das sollte in dem Fall eher als Frage formuliert werden- also "Erlauben Sie?".]

Ich hatte mir sein Gesicht gemerkt.


[Warum hat sich der Schaffner sein Gesicht gemerkt? Was hat ihn dazu bewegt? War er besonders aufgebracht über das Verhalten des Mannes, sodaß er sich das Gesicht merkte?]

Nachdem der Zug an einigen weiteren Stationen Halt gemacht hatte und wieder genug Passagiere zugestiegen waren, machte ich mich daran, den Neuen ihre Fahrscheine zu kontrollieren .

[Ich denke, zu der Formulierung brauche ich nichts mehr zu sagen. Sind halt so kleine Fehler, die man mal macht beim Schreiben.]

Wie der Junge mich jetzt so anschaute, meinte ich erkennen zu können, dass es sich bei ihm keineswegs um den notorischen Unruhestifter handeln musste, für den ich ihn zunächst gehalten hatte; er hatte intelligente Augen
und machte auf mich einen sehr integeren Eindruck.


Was, zur Hölle, sind "intelligente Augen"?
Da fragt sich jeder Leser nach dem "Warum". Warum machte er einen integeren Eindruck; was bringt die Hauptfigur dazu, ihn so einzuschätzen?

Plötzlich begann er etwas von Fahrscheinen zu reden, wollte von mir wissen, bis um wieviel Uhr am Vortag man dieses Ticket gelöst haben musste, damit es bis wann in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages noch Gütligkeit besaß , und ob jenes nur im Umkreis von fünfzig Kilometern gelte oder überall.

[Sorry, aber die Formulierung ist beschissen. Wir wissen beide, dass Du es besser kannst- also; besser wäre besser *g*.]

Offenbar hielt dieses Würstchen mich für blöd.


Wie schon oben gesagt; Du hast eine Figur geschaffen, die einen ruhig formulierten Erzählstil hat. An dieser Stelle wird sich dahingehend jeder Leser verarscht fühlen, weil es einfach nicht passt. Schon gar nicht im Erzählstil. Diese plumpe Beleidigung passt nicht zu den vorher gewählten Formulierungen. Wenn Du über meinen Tipp von oben nachdenkst, wäre dies ein sehr guter Kommentar für die innere Stimme des Schaffners. (Nur als Beispiel hierzu; kaum drei Sätze weiter die ruhige Formulierung in der direkten Rede, es sei dem jungen Mann bisher verwehrt geblieben, einen Kartenautomaten zu benutzen. Ich finde diese Stelle herrlich, da sie auch unterschwellige Aggressionen und einen ruhig formulierten Seitenhieb darstellt. Nur passt er wieder nicht zu der vorher ausgestoßenen Beleidigung. Auch wenn diese nur Teil seines Berichtes ist, passt sie, wie gesagt, nicht zu dem Stil, in dem die Erzählung verfasst ist).

Wie ich den Burschen nun zum Fahrkartenautomaten schleifte, wurde mir wieder seine Dreistigkeit bewusst und die Dreistigkeit der Art , in der er mich übers Ohr hatte hauen wollen.

[Diesen Einwand bitte in großen Klammern sehen; das ist wieder so eine Ansichtssache. Man vermeidet Wiederholungen, weil sie einfach nerven und den Erzählfluß stören. Dies ist keine besonders störende Wiederholung, da sie recht gut passt. Du musst selbst wissen, ob Du sie im Text lässt. Wenn Du irgendwann mal versuchen möchtest, einen Verleger zu beeindrucken, solltest Du so etwas eher vermeiden; er wird es Dir garantiert anstreichen.]

Endlich dann hatte er das Portemonnaie weggesteckt und machte sich wieder auf den Weg in sein Abteil.

[Das "dann" würde ich weglassen. Man bleibt irgendwie beim Lesen dabei stehen und es irritiert den Erzählfluß, der eigentlich sehr gut ist.]

Als einer der Fahrgäste, dessen Ticket ich gerade entgegennahm, mich besorgt auf meine hervortretende Halsschlagader ansprach, sah ich mit einem Mal eine Bierflasche am Fenster vorbeifliegen.


[Ich würde das in einem Dialog machen. Das streicht mehr den Effekt heraus. Der Fahrgast spricht ihn darauf an, dass er sehr mitgenommen wirkt, er versucht, dies höflich zu begründen, etc. pp. und dann, mitten im Gespräch, sieht er die Flasche, was seine Aggression noch erweitert. Das wirkt effektvoller und lebhafter. Wenn man liest, ich denke, das weißt Du selbst sehr gut, nimmt man gerne wahr, anstatt nur etwas erzählt zu bekommen. So kann man sich unter der Szene etwas mehr vorstellen.]

Im nämlichen Abteil angekommen, stand dort ein dicker bärtiger Mann zwischen den Sitzreihen und redete aufgebracht auf den Strauchdieb ein.


[Was ist das für ein Mann und vor allem- was sagt er? Wenn der arme Kerl gleich Prügel kassiert, sollte man sich mit ihm identifizieren. Zwar wirst Du, da es ja auch nur eine Nebenfigur ist, kein Mitleid für den Mann hinbekommen; aber man soll sich die Situation besser vorstellen können. Da sitzt man, ohnehin schon gestresst, im Zug und merkt, dass irgendein armer Kerl einem die ohnehin unschöne Fahrt noch unschöner gestaltet. Der Leser muss sich das vorstellen können und wird es als erschreckend empfinden, wenn dieser arme Kerl dann auch noch dafür eine dicke Lippe bekommt.]

Und was noch schlimmer war: Der Junge schien bescheid zu wissen über mein damaliges – Versagen. Hatte er nicht gerade darauf angespielt, und auf die Konsequenzen, die es um ein Haar für mich gehabt hätte? Und jetzt drohte er mir. Oh, ich würde ihm zeigen, für wen es Konsequenzen haben würde, mich bis zur endgültigen Weißglut zu reizen. Ich wollte ihm das dreckige Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ich wollte Feuer speien. –


[Ich sagte es schon mal, deswegen nichts Neues im Westen. Die Stelle ist einfach großartig. Sie ist prächtig geschrieben und zeigt genau auf, was der Schaffner denkt und wie er fühlt. Aber; es nimmt Dir keiner ab, weil sich diese Entwicklung nicht im Mindesten angedeutet hat. Aber dazu habe ich ja schon weiter oben genügend geschrieben.]

Schließlich war der Schnellzug nah genug [he]
ran


[Umgangssprachlich]


So. Jetzt habe ich viel geschrieben und Du wirst mich hassen. Du wirst denken; "was bildet sich dieser verdammte Scheißkerl nur ein, mein Werk zu zerreißen!". Und das ist gut so und das sollst Du auch tun. Es ist dieselbe Empfindung, die ich auch habe, wenn ich kritisiert werde.
Aber; Du hast eine ordentliche Geschichte hingelegt. Mein Kram hier sind nur einige wenige Verbesserungsvorschläge. Ich habe Deine Geschichte selbst sehr genossen und hoffe, noch mehr demnächst in der Art zu lesen. Ich weiß nicht, ob Du das Schreiben nur als ein Hobby ansiehst, oder Dir auch vorstellen könntest, es einmal beruflich zu machen. Ich sage Dir; Du hast das Zeug dazu. Und falls Du Lust hast, noch an dieser Geschichte zu arbeiten, kannst Du ja das eine oder andere einfließen lassen, was Dir plausibel erschien. Oder aber Du behälst, wenn Du magst, ein paar Anmerkungen für die nächste Geschichte. Wenn Du mal etwas veröffentlichen willst, dann lautet mein Rat; tue es. Du hast genügend Zeug dazu, einen guten Plot zu erstellen und ihn auszuarbeiten.
Ich hoffe, das war jetzt nicht allzu erschwerend lang und auch hoffe ich, dass ich nicht für allzu viel Hassansammlung gesorgt habe.

Liebe Grüße,
Rex Paimon
17.11.2005 00:59 RexPaimon ist offline E-Mail an RexPaimon senden Beiträge von RexPaimon suchen Nehmen Sie RexPaimon in Ihre Freundesliste auf
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danke für die ausführliche stellungnahme zu meiner geschichte. ich nehms kein stück negativ auf, hast mit vielen sachen recht. momentan hab ich nicht vor, sie noch mal zu überarbeiten, ich machs halt nur hobby-mäßig. aber wenn ich irgendwann später mal wieder drüber stolper und verbessern will, komm ich evtl. auf diesen thread zurück!

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Gern geschehen. Auch wenn Du nur hobbymäßig schreibst, schadet es nicht, dass Du dran arbeitest. Es ist vielleicht irgendwann einmal eine Option, Texte zu veröffentlichen (auch wenn der Start denkbar schwierig ist).
Ich arbeite gewissermaßen tagtäglich mit Texten zusammen und ärgere mich häufig, mit welchem Müll (anders kann man es leider gar nicht mehr formulieren) einige Leute versuchen, ins Autorenwesen zu kommen. Wenn man dann so einen Text liest, freut man sich, dass zumindest hobbymäßige Schriftsteller einiges drauf haben.
Nun ja.

Gruß,
Rex
17.11.2005 16:48 RexPaimon ist offline E-Mail an RexPaimon senden Beiträge von RexPaimon suchen Nehmen Sie RexPaimon in Ihre Freundesliste auf
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